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Gambeson-Workshop 2011

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Vom 18. – 20. November 2011 hat unser erster Gembeson-Workshop stattgefunden und war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Die angegebene Höchstzahl von zunächst 6 Teilnehmern haben wir zwar nicht ganz erreicht, doch dafür haben wir im kleinen Rahmen umso mehr Spaß gehabt. Begonnen hat dieses arbeitsreiche Wochenende am Freitag, den 18. November. André, Eric und Frank waren angetreten, um unter den prüfenden Blicken von Workshopleiter Markus Lüpping die „Zweite Haut“ nach Maß anzufertigen. Ergänzt durch den einen oder anderen Besucher, der für kurze informative Gespräche vorbei kam.

Nach dem Motto „Nicht lange schnacken“ ging es auch sofort ran ans Werk, so dass nach und nach erste Maße genommen wurden, welche dann auf die ersten Stoffbahnen übertragen und ausgeschnitten wurden. Als die ersten drei Lagen des groben Leinenstoffes zurechtgeschnitten und passgenau übereinandergelegt waren, wurden diese von Markus Lüpping mit einer speziellen Nähmaschine, die auch in der Lage war, solch dicken, schon fast pappeähnlichen Stoff zu nähen, längs abgesteppt, so das die einzelnen Lagen unzertrennlich miteinander verbunden waren und sich nebeneinander liegende „Röhren“ ergaben. Diese Arbeiten der Nähmaschine, waren allerdings auch die einzigen Arbeiten, welche nicht der früheren Arbeit aus dem 13. Jahrhundert entsprach.
Hätten wir auch diese Nähte, welche in den folgenden Wochen und Monaten von jedem Teilnehmer so nach und nach durch Handnähte ersetzt werden, ebenfalls per Hand angebracht, so wäre vermutlich das gesamte Wochenende alleine damit verbracht worden, diese kompletten Längsnähte auf Vorder- und Rückseite, sowie den Armen anzubringen.
Nach dieser modernen Arbeit der Nähmaschine, schritten wir dann um einige Jahrhunderte zurück in die gute Zeit der Friesischen Freiheit und bedienten uns lediglich den Mitteln des 13. Jahrhunderts.
Somit kamen nun nur noch wenige Arbeitsmaterialien und Hilfsmittel zum Einsatz. Diese bestanden aus einer dickeren Metallnadel. Diese wurde jeweils mit festem Hanfgarn bestückt, der zur Verbesserung der Robustheit sowie dem angenehmeren Verlauf im Leinenstoff, jedes Mal vor dem Einfädeln eigenhändig mit Bienenwachs veredelt wurde. Eine weitere Variante wurde an nur wenigen Stellen, die extremster Belastungen Stand zu halten haben, benutzt, so dass dort ein kostbarerer Zwirn, der ebenfalls ein Hanfgarn war, jedoch anstelle des Wachses schon zuvor in Birkenpech eingelegt und dadurch noch strapazierfähiger war, zum Einsatz kam.
Um die Nadel auch noch mit der Hand durch die extrem harten Stellen, welche vor allem an den zu versäubernden Kanten aus zum Teil über 10 Lagen festem Stoff bestanden, durchdrücken zu können, stand hier einem jeden Teilnehmer ein sogenannten Segelmacherhandschuh zur Verfügung, der mit einer an dem über die Hand zu legendem Leder befestigten Metallstück, wie (logoscherweise) dafür gemacht ist.
Ein weiteres Hilfsmittel, welches für jeden parat lag, war ein großer und ein kleiner Weidenstock, mit denen man die noch recht fetthaltige Wolle in die abgesteppten Schläuche stopfen konnte.
Viel mehr war außer einem Messer um das Garn zu durchtrennen, sowie einer Schere, um den Stoff zurechtzuschneiden nicht von Nöten. Und so ging es nun auch mit dem zeitaufwendigen Stopfen der einzelnen Röhren los…

Die erste Nacht war jedoch eine recht kurze. Grund war die Feststellung, das bei ausprobieren und testen der zunächst fertigen Front die Schwertschläge auf der oberen Hälfte im Brustbereich recht unangenehm waren, da diese durch die stark gestopfte und gepresste Fläche vom Druck her punktuell eins zu eins weitergegeben wurde. Vermutlich derselbe Effekt, wie bei heutigen schusssicheren Westen, welche soweit man das hört ja auch blaue Flecken oder schlimmeres hinterlassen können (dies haben wir nun nicht nachgeforscht). Somit vermuteten wir, dass es auch auf die körperliche Beschaffenheit der jeweils zu schützenden Stelle ankam, so dass es mit den stark gepressten Stellen des Gambesons bspw. am Oberschenkel, wo die Muskulatur weit aus härter ist, genau richtig war, sich aber im Brustbereich eine etwas lockerere Stopfung empfiehl, die die Wucht des Schlages in sich aufnimmt und dadurch auf eine größere Fläche verteilt. Also wurde im oberen Bereich jede zweite Naht bis zum Gürtel- oder Bauchnabelbereich aufgemacht um die Spannung der Wolle zu lockern. Damit die Wolle allerdings an Ort und Stelle bleibt und nicht mit der Zeit nach unten hin absackt, mussten wir diese fixieren, was wir durch verschied individuell gewünschte Absteppformen umsetzten, so dass es die viereckige Warbenform gab, oder aber in regelmäßigen Abständen mittig Knoten gesetzt wurden. Diese Arbeit brachte jedoch einen uneingeplanten zusätzlichen Zeitaufwand mit sich, da sie bedingt durch die schon mit Wolle gestopfte Dicke nicht mehr mit der Maschine geschehen konnte und deshalb komplett per Hand erfolgen musste. Somit wurden wir um ca. 7-8 Std. zurückgeworfen. An dieser Stelle wurde nicht lange überlegt, oder vermutlich gar nicht überlegt, sondern einfach weitergemacht, ohne zu merken, dass mal eben die ganze Nacht durchgearbeitet wurde, was interessanterweise niemanden störte… Durch den großen Spaßfaktor und die sich bei der Arbeit ständig ergebenden interessanten Gesprächsthemen, welche sich oftmals mit dem damaligen Leben und dem Alltag dieser Menschen beschäftigte, ergänzt um die Tatsache, dass jeder vorankommen wollte, fehlte komischer Weise kaum jemandem dieser Schlaf, so dass auch die zweite Nacht von Samstag auf Sonntag nur sehr wenige Stunden, oder man kann schon fast Minuten sagen, hatte.


Das wichtige an dieser Erkenntnis, welche durch die im Brustbereich zusätzlich entstandenen aufwändigen Arbeiten entstand, war ein immer größer werdendes Verständnis für die anders genutzten zeitlichen Dimensionen in der damaligen Zeit, sowie das beginnen der Wertschätzung für das Ergebnis dieser Arbeit, in das man eben eine Vielzahl an eigener Zeit gesteckt hatte und somit den Wert dieses EIGENEN WERKSTÜCKES für einen selbst um ein vielfaches angehoben hatte und es nun mehr als zu schätzen weiß. Und genau diese Erkenntnisse sind unbezahlbar und bringen dem eigenen Leben einen großen Mehrwert.
Eine weitere Erkenntnis ist das Verständnis dafür wie sich damals eben einige Dinge durch das Lernen aus Fehlern nach und nach entwickelt haben, so dass wir für uns mit dieser zusätzlich entstandenen Arbeit, um bei dem Brustbeispiel zu bleiben, etwas herausgefunden haben und nun klar ist, weshalb auf vielen der abgebildeten Gambesons eben im Brustbereich die Warben vorhanden sind… Nicht, weil es evtl. schöner aussieht, sondern weil es durch eine flexiblere seitliche Bewegungsmöglichkeit, wie vor allem einem angenehmeren Schutz gegen die Wucht der aufprallenden Schwertschläge dient.
Und genau dieses Herausfinden von im Nachhinein logischen Verhältnissen, die auch zu der damaligen Zeit vermutlich genauso oder zumindest auf ähnliche Weise herausgefunden worden sind, machte diesen Workshop zu einem der interessantesten Workshops der letzten Zeit, welcher weit aus mehr als nur eine Erkenntnis gebracht hat.
Das ist es, was dieses Wochenende neben vielen weiteren Erkenntnissen, welche wir an anderer Stelle noch einmal speziell für die Zukunft zusammentragen werden, so interessant gemacht hat… den eigenen maßgefertigten verlässlichen Schutz mit all seinen Schwierigkeiten selbst herzustellen und diesen in der Zukunft mit dem hier gelernten ausreichenden Grundwissen zu den benötigten und notwendigen Arbeiten kennengelernt zu haben, um diese eigene Schutzkleidung nach und nach selbst zu perfektionieren, um ihn dadurch ständig ausbessern und verbessern zu können…

Somit gab es an diesen drei Tagen vieles zu entdecken, so dass wir uns abgesehen von wenigen kleinen kurzen Pausen zum schnappen frischer Luft, sowie dem Besuch der Presse eigentlich durch nichts weiter aufhalten ließen, wenn man mal von den drei leckeren Mahlzeiten pro Tag zur guten Stärkung, sowie kurzweiligen Erholung der Finger absieht. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an unsere Köchin, welche uns mit vielen Leckerein und weiteren Snacks zwischendurch versorgte. Abschließend bleibt mir nun nach fast 2 Monaten vergangener Zeit zu sagen, dass wir alle bei weitem nicht fertig geworden sind, jedoch jeder einen Großteil an diesem Wochenende mit viel Spaß geschafft hat und seit dem nun wöchentlich immer wieder neue Fortschritte an unseren Gambeson, welche wir allerdings schon seit dem 10. Dezember 2011, wo wir unsere Gambesons erstmalig bei unserem Schwertkampf-Workshop bei der Burg zu Hagen austesten konnten, benutzen. Bei dem einen wurde der Arm zur besseren Bewegung erweitert, bei dem anderen zusätzliche Gehschlitze angebracht. Der eine hat die Gehschlitze lieber an der Seite, der andere vorne, der nächste Hinten, damit vorne keine Lücke entsteht, wodurch die Beine getroffen werden. Mein Gambeson hat nun einen recht hohen Kragen, welcher von Training zu Training ausprobiert und Stück für Stück verringert wird, bis er passt, so dass vermutlich noch viele weitere Stunden an so manch einem Abend vor dem TV auf uns warten, um diese Werkstücke zu perfektionieren.
Um eine ungefähre Vorstellung von der benötigten Zeit zu bekommen, kann ich zu diesem Zeitpunkt nur sagen, dass mein Gambeson mittlerweile seit dem Zeitpunkt unseres Workshops bis zum heutigen 20. Januar 2012 knapp an die 160 Stunden eigene Handarbeit benötigt hat und somit ein unschätzbarer Wert für mich entstanden ist, es sich aber alle male gelohnt hat und ich nun mit diesem dabei entstandenen Wissen, sowie dem Bewusstsein auf den Kampfplatz gehe und dort mit einem einzigartigen und nirgendwo anders vorhandenen Schutz stehe, der genau zu mir passt und in noch vielen weiteren Stunden zum Ende geführt wird und mein Werk ist.

In diesem Sinne möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken, da Sie alle für mich und das gesamte Wochenende, sowie die daraus resultierenden Erkenntnisse und Erfahrungen sehr Wertvoll gewesen sind und dafür gesorgt haben, dass es ein weiteres Wochenende in meinem Leben gibt, das für immer und ewig in meiner Erinnerung bleibt und bei jedem Mal, wo ich dieses mein Ergebnis trage und es mich vor schwerwiegenden Verletzungen schützt, daran zurück denken werde.
Vielen Dank und bis zum nächsten Erfahrungsinput und Austausch…

Euer Frank Besl

Einen kleinen Einblick über diesen Workshop gibt es auf unserer Facebook-Präsenz Gambeson-Workshop 2011

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