Friesische Hochzeitsbräuche

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Erstellt am Freitag, 21. Dezember 2012 15:19

Ihre Frage:

hi ich werde demnächst heiraten und bin auf der suche nach typischen friesischen bräuchen.
kennt ihr euch da aus?

lg Jantje

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Unsere Antwort:

Hi Jantje,
hier nun eine Auflistung friesischer Hochzeitsbräuche, welche ich von der Leiterin der
Kulturagentur der Friesischen Landschaft bekommen habe. Dies sind jedoch mehr oder
weniger eben nur Aufzählungen. Sollte da was von interessant sein und ihr weitere Infos
zu dem jeweiligen Brauch benötigen, dann sag einfach bescheid, um welchen es sich handelt.

Ich werde da voraussichtlich bei Zeiten vorbei fahren, so dass ich mich dort mehr einlesen
darf und einen ausgiebigen Einblick in diese Bücher bekommen werde.


Otten, Paul
Harlinger Heimatkalender
„Unser ostfriesisches Brauchtum“, 1961
S. 18-23

• Hochzeit in Ostfriesland nicht nur Familienfest,
  sondern fest an dem die ganze Nachbarschaft teil hat.
• Hochzeit verläuft unter fröhlicher Anteilnahme des Allgemeinheit.
• Vor der Hochzeit findet Polterabend statt.
• Einen Abend vor der Hochzeit werden Blechbüchsen,
  alte Kessel und Töpfe dazu verwendet Lärm zu schlagen.
• Lärm erfolgt bis Brautpaar Geldstück zahlt oder sich anderweitig erkenntlich zeigt.
• Lärm soll Lebensgeister wecken, Fruchtbarkeit und Glück bringen.
• Bei der Hochzeit erfolgt zuerst die standesamtliche und dann die kirchliche Trauung.
• Myrtenzweige und Schleier dürfen nicht fehlen.
• Feier verläuft je nach finanziellem Stand in kleinerem oder größerem Rahmen.
• Bezieht das jungvermählte Paar ein eigenes Haus wird die Tür mit einem
  Ehrenkranz geschmückt – beim Abnehmen werden später die Bogenmacher festlich bewirtet.

Brauch der z.B. im Jahre 1732 ausgeführt wurde und bis heute verloren gegangen ist:

• Wenn Brautleute die Kirche verließen schlägt hinzugelaufenes Volk
  den Bräutigam mit Büschen, Stöcken und Hüten.
• Wichtig sind hierbei sprossende und grünende Zweige –
  „Schlag wird als Schlag mit der Lebensrute bezeichnet“
• Geschlagener soll von Lebenskraft, Wachstumsgeist und
  Fruchtbarkeit der Natur überströmt werden.
• Evtl. ist Sitte das Brautpaar mit Blumen zu bestreuen daraus hervorgegangen.

Unser Ostfreisland
„Friedeburger Hochzeitsbräuche“, 2007, 8

• Hochzeitsbitter üblich.
• Ähnliche Funktion wie der Totenbitter – geht von Haus zu Haus und
  verkündet das geheiratet wird und erhält dafür ein bisschen Geld.
• Bei der eigentlichen Hochzeit wird zur Begrüßung Genever mit Sirup gereicht.

Unser Ostfriesland
„Verlobungs- und Hochzeitsbräuche auf dem Lande“, 2001, 13
S. 49

• Hat ein Mann eine Braut auerkoren geht er mit Freunden (Meesklü)
  oder alleine zu den Brauteltern – sind die Eltern einverstanden wird Kaffee,
  Speckwurst und Spiegelei gereicht – es wird die ganze Nacht durch gefeiert.
• Zur Verlobung wird Grütze, Speck, Rindfleisch gereicht (Blech, Eisen und
  Ähnliches wird mit Getöse gegen die Haustür geworfen.
• Am Abend vor der Hochzeit wird gepoltert.
• Hochzeiten oft traditionell am 1. Mai.
• Das Jungvolk stellt vor der Hochzeit einen Bogen auf.
• Dann wird gefragt ob das „Ausschütten“ genehm wäre,
  bei einem „ja“ erklingen vor der Fenstern Pistolenschüsse.
• Das Jungvolk verlässt das Brautpaar erst nach der Verabreichung
  eines Trinkgeldes ( wieder feuern sie mit ihren Pistolen).
• Als Speisen werden Reis mit Zucker und Rosinen oder Gört mit Pflaumen.
• Die Trauung wurde oftmals auf der Dreschdiele durchgeführt.
• Auf der Diele wurde ein Altar erreichtet und die Zeremonie abgehalten.
• Ringe waren im alten Ostfriesland lange keine Pflicht eine Urkunde war ausreichend.

Hoffe, dass wir dir damit ein wenig weiter helfen und somit unseren Teil zum Gelingen
eurer Festlichkeit beigesteuert haben. Sollte es da noch mehr geben, was wir tun können,
habe ich dir ja schon die Möglichkeiten geschrieben, dann sage einfach rechtzeitig bescheid.
Sollte weiterhin alternativ eine Hochzeit in der Burg zu Hagen interessant sein,
dann sag einfach bescheid, dort könnten wir euch alles organisieren… ;-)
Ob es von der Stellung Spalierstehender Kampas als Ehreneskorte, die komplette
Gestaltung der Feierlichkeiten in einem historischen Rahmen, begleitende mittelalterliche
Musik geht... wir sind für viele Ideen offen.

Ganz lieben Gruß aus Bremen,

Frank Besl