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Osterhuser Akkord 2011

Beitragsseiten

 

Freitag, 20.05.2011
Osterhuser Akkord, Tag 1

Anlässlich des 400 jährigen Bestehen des Osterhuser Akkordes und der Einweihung eines extra dafür erbauten Denkmales lud die friesische Marktgilde mit den örtlichen Heimatvereinen von Osterhusen und Hinte zu einem großen mittelalterlichen Markt ein:
Dem Osterhuser Akkord.

Jedem der jetzt stutzt kann man getrost eine geschichtliche Grundkenntnis bestätigen.
Denn laut klassischer Auslegung des Mittelalters wären wir eigentlich knapp 100-150 Jahre
am Ziel vorbei geschossen. Aber das sahen weder wir noch die zahlreichen Teilnehmer
und Gäste eng, vielmehr überwog die Vorfreude auf ein schönes feierliches Wochenende.
All jenen, die an dem geschichtlichen Hintergrund des Osterhuser Akkordes interessiert
sind, sei dieser Link ans Herz gelegt.

Allen zeitlichen Wirrungen zum Trotz gab es eine ganze Gemeinde nahe Emden, die in
Feierlaune war und dementsprechend auch ein Veranstaltungskomitee, welches hart
daraufhin gearbeitet hat, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Als regional versierter
Veranstalter für historische Unterhaltung und buntem Markttreiben hat man die
friesische Marktgilde beauftragt, für einen entsprechenden Rahmen zu sorgen.
Und diese kümmerte sich in Persona Magnus Wiegandäußerst versiert darum,
so dass neben zahlreichen Händlern und entsprechend rustikaler Gastronomie,
auch ein ansehnliches Heerlager, sowie historisches Handwerk geladen war,
um das Volk in Osterhusen beim Osterhuser Akkord der friesischen Marktgilde zu
unterhalten. Und was lag näher, dafür die historischen Handwerker des Friesenringes
damit zu beauftragen. Und somit wurde der Friesenring zum Osterhuser Akkord einberufen.

Dieser war mit recht großem Handwerkerlager, sprich Schmied, Töpfer, Snitker auch
Salzsieder geladen. Und da der Seiler der Meinung war, nicht untätig zu Hause rum zu sitzen,
schloß er sich dem Friesenring-Tross gleich mit an. So kam es dass am Freitagnachmittag
5 Handwerker damit beschäftigt waren, auf einem 20 qm großen Gelände zwischen
allgemeinem Trubel, parkenden Wagen und sonstigen Irrungen das Friesenring-
Handwerkerlager aufzuschlagen. Das Gelände in Osterhusen wurde von der örtlichen
Feuerwehr zur Verfügung gestelltund, befand sich direkt in einem Wohngebiet mit einigen
angrenzenden größeren Rasenflächen, nahe des Ortsrands von Osterhusen,
und erwies sich für das Lagerals sehr angenehm.

Mit Ausnahme des Wagenversetzens waren die Handwerkerzelte pünktlich zur
Markteröffnung um 18.00 Uhr aufgestellt.

Entsprechenden dem Marktkonzept mit freiem Eintritt und langgezogenem Markgelände
erwies sich das Lager als eine Art Flaniermeile für die Einwohner, so dass der sonnige
Freitagabend mit vollen Bierbuden und Grillständen zu Ende ging. Bedingt durch die
Uhrzeit waren allerdings nicht so viele Besucher auf dem Marktgelände, so dass eher
für die Marktteilnehmer Platz und Zeit blieb sich mit einander bekannt zu machen.
Gerade diesbezüglich legte unser historischer
Töpfer eine gute Vorlage hin, als er in bester Marktlaune beschloß zu später Stunde
sich an die Töpferscheibe zu setzen und dabei seinen gestählten Körper präsentierte,
an dem das historische Schwertkampftraining seine Spuren hinterlassen hat.
Sehr zur Freude der umliegenden weiblichen Händlerinnen, die vermutlich gerne
schon die Töpferworkshops buchen wollten.

Leider ging der erste Markttag nach dieser Anekdote als bald zu Ende,
so dass wir Jungs vom Friesenring vermutlichder letzten waren,
die nach einem gemütlichen Mitternachtsgrillimbiß in ihren Zelten verschwanden.

 


Samstag, 21.05.2011
Osterhuser Akkord, Tag 2


Der zweite Tag des Osterhuser Akkordes begann gegen 08.00 Uhr, als das gesamte Lager aus ihren feuchten Zelten kroch und sich schnell frisch machte. Nach einem kräftigen Frühstück (mit Haferflocken, Brot, Wurst und Käse) als gute Grundlage war der Friesenring bereit für Tag 2, der dann auch gegen 10.00 Uhr mit Lagerumzug und allerlei TamTam eröffnet wurde.

Über den Tag hinweg reihten sich verschiedene Darbietungen des Gauklers
Ignacius Funkenflug (mit Jonglage, Stelzenlauf und Schabernack), sowie musikalische
Zeitreisen, dargeboten von Dornenauge und Schalk und Rausch, und theatralischer
Darbietungen einiger Heerbanner, welche das Osterhuser Volk unterhielten.
Für mich persönlich ist der Gaukler sehr schön aufgefallen, da er für eine spannende
und auch abwechslungsreiche Unterhaltung für die jüngeren Marktbesucher sorgte.
Musikalisch überzeugte Dornenauge mit einer gelungenen Mischung aus traditionell
authentischem Liedgut.

Der Sonnengott (pardon: Petrus) tat sein übriges, so musste man eher aus Angst vor
Sonnenbrand oder Hitzschlag den Schatten aufsuchen, als aus Furcht vor Regen.

Trotz einiger zeitgleich verlaufender Veranstaltungen anlässlich des Osterhuser Akkordes
und der Einweihung des Denkmales herrschte doch ein reges Treiben. Besonders
den Kindern hat es der Markt angetan. Denn denen bot sich eine Spielwiese der nicht
alltäglichen Art. Vor allem bei unserem Töpfer und Snitker rannten sie offene Türen ein.
Bot der Friesenring-Töpfer Amulett-Töfperei und allgemein leichte Tonarbeiten extra
für Kinder an, so fanden dieHolzsaxe und Holzspielzeuge des friesischen Snitkers
reißenden Absatz. Denn diese waren eben nicht Teil einer maschinellen Fertigung,
sondern boten den Charme der reinen Handarbeit. Nebst den Kinderaktionen stellten
Töpfer und Snitker noch authentische Waren, welche nach Originalfunden rekonstruiert
waren aus, und erzählten bereitwillig den Interessierten Besuchern einiges über die
damaligen Lebensumstände und Arbeitsweisen der mittelalterlichen Handwerker.

Während Töpfer und Snitker im Regelfalle aber eher von Kindern belagert wurden,
ging der Schmied in Ruhe seiner Arbeit nach (bei ihm trieben sich eher die großen Kinder
rum, die ihre Augen nicht von den handgeschmiedeten Schwertern und Messern lassen
konnten). Diese Darstellung bestand zum Großteil darin, dass er eher "experimentell"
an einem Stück Messing im Rahmen seiner Kaltschmiededarstellung arbeitete
oder sich mit dem Schmieden von Gürtelschnallen die Zeit vertrieb, sofern er nicht
in Fachgespräche mit anderen Darstellern oder Besuchernvertieft war.
Gerade die Fachgespräche zeichnen den Friesenring-Schmied aus, denn mit seinem
schier unerschöpflichen Wissensfundus ist er nicht nur für die Besucher sondern auch
für die anderen Friesenring Handwerksdarsteller eine lehrreiche Quelle.

Und gerade darauf legt der Friesenring ja auch wert: Nämlich auf den Wissensaustausch
und die weitergehenden Gespräche, wenn das Publikum schon so begeistert von der
Darstellung ist.

Gänzlich andere Sorgen hatte unser Salzsieder. Der verschwand phasenweise unter
einem Ansturm von Interessenten und Zuschauern, die bewundernd über seine exotischen
Salzsorten und Salzsteine herfielen und gebannt seinen Ausführungen über die heilende
Kraft der Salzsteine, der mittelalterlichen Gewinnung des Salzes und der Arbeit des
Salzsieders als solches so wie der unterschiedlichen Verwendung der verschiedenen
Salzsorten lauschten, welche er auf dem Markt anbot. Spannend zu beobachten waren
dann die Siedezeiten, wenn der Friesenring-Salzsieder die Sole im Salzsiedeofen zum
Sieden brachte und die Salzkristalle sich bildeten, welche abgeschöpft wurden,
um als Grundlage für echtes friesisches Salz zu dienen.

Währenddessen widmete ich mich der historischen Seilherstellung. Gewappnet mit
mehreren Sorten von Naturgarnen und Fäden zeigte ich dem Publikum, wie man
damals bis zum Anbruch des 20 Jahrhunderts Seile gedreht hat.
Interessanterweise kamen viele Gespräche mit älteren Einheimischen zustande,
die noch solche Seilereien kennengelernt hatten, und erfreut waren, dieses Handwerk
ihren Enkelkindern zu erklären. Wer wollte konnte dann gemeinsam mit den
Familienangehörigen kleine Seile drehen und diese als Erinnerung an einen schönen
Tag auf dem Osterhuser Akkord als Andenken an den Friesenring mitnehmen.
Ebbte der Besucherstrom mal ab, beschäftigte ich mich mit dem knüpfen von Knoten
und dem Vorbereiten der zu drehenden Schnüre.

So kam für die gesamte Friesenring-Truppe, welche sich mit der Darstellung historischen
Handwerkes beschäftigt, nicht viel Langeweile auf, als der Markt gegen 22.00 Uhr seine
nicht vorhandene Tore schloss und der Abend gemütlich bei Lagerfeuerromantik ausklang.

 


Sonntag, 22.05.2011
Osterhuser Akkord, Tag 3

Anbetracht der späteren Markteröffnung um 11.00 Uhr zog sich das Wachwerden auch etwas in die Länge, waren die Tage zuvor ja kurz und hektisch gewesen. Nach einem schönen Frühstück unter dem Sonnensegel startete der Friesenring in den dritten Tag des Osterhuser Akkordes.

Dieser Start sollte allerdings weniger gut verlaufen. Zum einen wechselten sich
Sturmböen mit Nieselregen ab, wenn gleich sich auch etwas Platz für Sonnenschein
bot. Zum anderen sollte es ein Schwertkampfturnier geben, welchem unser
Friesenring-Töpfer schon innig entgegenfieberte. Befand er sich doch gerade im
Training, da er in einigen Wochen selbst als Schwertkampftrainer aktiv wird,
und jede Minute damit verbringt, seine Fertigkeiten zu schulen (sofern er nicht gerade
dem schwachen Geschlecht unfreiwillig den Kopf verdreht). Leider passierte gleich
im ersten Gefecht, unser Kämpfer war noch nicht einmal umgezogen, ein Mißgeschick,
auf Grund einer missverstandenen Absprache in Kombination mit rutschigem Boden,
die dazu führte, dass das Turnier abgebrochen wurde, um weitere Verletzungen zu
vermeiden. Sichtlich enttäuscht tauschte unser kriegerischer Kampa das Rüstzeug
gegen Kittel und wendete sich wieder dem Töpferhandwerk zu, welches auch heute
von den Kindern besucht wurde.
Trotz des eher bescheidenen Wetters verlief der Tag ähnlich ab, wie der gestrige.
Im Schnitt waren zwar weniger Besucher anwesend. Diese zeigten aber das gleiche
Interesse und so waren alle Marktteilnehmer gleichsam beschäftigt die Osterhusener
und ihrer Gäste zu unterhalten.

Besonderen Anklang fand eine eigentlich ungeplante Aktion unsererseits.
Und zwar wurde ich als "Praktikant" dazu verdonnert, das Essen vorzubereiten.
Also als erstes das Feuer in Gang zu bringen. Und wie es sich für echte Mitglieder
des Friesenringes gehört, selbstverständlich mit Zunderpilz, Feuerstein- und Eisen.
Die vergeblichen Versuche meinerseits das durchnässte Stroh zum glimmen zu bringen,
erweckte die Aufmerksamkeit der Besucher, so dass unsere Feuerstelle als bald umringt
war. Angesichts der feuchten Umstände wechselten wir von Zunderpilz zu glühender Kohle,
aus dem Ofen des Salzsieders, was schlussendlich auch zum Ziel führte,
so dass das Essensfeuer lichterloh brannte.

Ohne weitere Vorkommnisse ging der Markt dann am Sonntag gegen 18.00 Uhr zu Ende.
Nach dem knapp 1,5 h später alles abgebaut und verstaut war verabschiedete man sich
vom restlichen Markvolk und trat die lange Heimreise gen Heimat an.

Zurück bleibt eine schöne Erinnerung an Osterhusen, dem Osterhuser Akkord und der
friesischen Marktgilde
, der es gelungen ist, mit der Unterstützung des Heimatvereines
einen wunderschönen historischen Markt auf die Beine zu stellen.
Ich kann im Namen aller Friesengin Handwerker sprechen, wenn ich sage,
dass es allen sehr viel Spaß gemacht hat, und wir uns freuen,
einen Teil zu diesem Erfolg dazu beigetragen zu haben.
Wie das ganze in Bildern festgehalten wurde kann hierunter betrachten.

Mit Freude erwarten wir den nächsten Geburtstag des Osterhuser Akkordes
und der damit verbundenen Feierlichkeit.

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